Herzl: "Wenn ich zweifle, was bin ich dann?"
Gott/Lobkowitz: "Wenn du nur zweifelst, was bist du dann?"
Herzl: "Wenn du gegen mich bist, wer ist für mich? Meine Feinde bedrängen mich.
Erst gestern Nacht erklärte mir ein Kellner im Café Central, keine Hunden, keine Juden."
Die Welt des Schlomo Herzl ist die des Wiens vor der NS-Zeit: Bedrohungen und Beleidigungen gegenüber jüdischen Bürgern sind an der Tagesordnung. Und doch ist Herzls Welt auch eine ganz andere: Zusammen mit Hitler, dem Adolf Hitler, wohnt er in einem Männerwohnheim. Herzl erlebt Hitler als einen kleinen, hilflosen, aber nicht fantasielosen jungen Mann, der an der Akademie der Schönen Künste abgelehnt wird und dessen neues Ziel die Weltherrschaft, inklusive Neuseelands, ist.
'Mein Kampf' ist eine Farce von George Tabori über eine ungewöhnliche und fiktive Hassliebe zwischen Schlomo Herzl, dem Juden, und Adolf Hitler, dem zukünftigen Judenvernichter.
Mit zahlreichen Kalauern, Frotzeleien und böser Ironie nimmt der Autor bedeutungsschwangere Assoziationen auf. Dem Holocaust lässt sich nur noch mit schwarzem Humor beikommen, ist Taboris Ansicht, dessen Vater in Auschwitz ermordet wurde und dessen Mutter nur durch einen Zufall der Vernichtung entging.
Mehr als 50 Jahre nach dem Ende des Holocaust, mehr als 70 Jahre nach Hitlers Zeit in Wien, gilt es immer noch für und zusammen mit den Generationen (jung, wie alt) über die NS-Zeit nachzudenken; sie nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Gespräche zu führen und Verantwortung zu übernehmen. Theater hat sich dieser Verantwortung schon immer gestellt. Es will kritisch und aufrührerisch sein, provozieren und dennoch auch zum Lachen anregen.
Fünf Künstler und ein Regisseur der Theatergruppe Acht Machen Theater inszenieren Tabori's 'Mein Kampf'. Sie studieren oder arbeiten in den Fachrichtungen: Medizin, Technische Redaktion und Theaterpädagogik, Wirtschaftswissenschaften, Religionspädagogik, Elektrotechnik und Lehramt am Gymnasium.
Schlomo Herzl | Jan Torben Weinkopf |
Adolf Hitler | Tim Preissel |
Lobkowitz | Jens Reineking |
Gretchen | Anja Steinbrecher |
Frau Tod | Berit Busch |
Das Stück spielt irgendwann zwischen 1908 und 1913 in Frau Merschmeyers Männerwohnheim unter ihrer Metzgerei in Wien. |
Regie: Andreas Busch Technik: Frank Suhling